Närrische Weiber aus Rübenach bereiten sich auf kommende Session vor

Die Jungmöhnen in Rübenach sind wahrhaft jung, denn sie wurden erst vor zehn Jahren gegründet. Und sind schon seit Wochen in der Vorbereitung für die kommende Session, in der man wieder mit flotten Tänzen glänzen möchte. Aber trotz aller Anstrengung: Der Spaß kommt bei der flotten Truppe auch bei den Proben nicht zu kurz.

RÜBENACH. Man ist überrascht. Die jungen Damen, von denen einige vor der Tanzprobe noch schnell eine Zigarette rauchen, sollen Jungmöhnen sein? „Der heute allgemein bekannte Ausdruck, der die im Karneval aktiven närrischen Weiber bezeichnet, leitet sich wohl von ,Möhne“ (mittelhochdeutsch muome) ab, eine ältere (mehr als 60jährige) verheiratete Frau aus dem Volk mit Kopftuch“, steht auf dem Blatt, das Inge Becker verteilt. Dann hat Rübenach aber junge Jungmöhnen.

Damit ihr Tanz in der kommenden Session perfekt ist, proben die Rübenacher Jungmöhnen fleißig.  Foto: Manfred Nitsche

Inge Becker ist die Vorsitzende des Rübenacher Möhnenclubs „Fidele Möhnen“. Und nicht nur das. Sie ist Vorsitzende der kfd, war lange im Pfarrgemeinderat und betreut alte Menschen. „Wir bestehen seit 1952“, erzählt sie stolz, „und sind im gleichen Jahr auch schon beim Karnevalsumzug mitgegangen.“ 144 Möhnen gibt es heute in Rübenach. Bis zur Tanzgruppe der Jungmöhnen aber sollten noch einige Jahre vergehen. 1995 wurde sie gegründet, im gleichen Jahr wie die Kindertanzgruppe. Dort hat man den eigenen Nachwuchs untergebracht. „Wir haben alle erst im hohen Alter angefangen“, sagt Brigitte Mannheim lachend. Neun Tänzerinnen sind es mittlerweile. Auch die drei Gründungsmitglieder sind noch dabei: Mannheim, Birgit Theis und Annette Kreuter. Die Trainerin, Andrea Opitz, kommt: nichts wie rein in die Turnhalle der Kindertagesstätte und sich umziehen. „Hast du Schuhe dabei?“, fragt Irene Klass, „sonst kannst du meine haben.“ Sabine Lecnek deutet an, dass sie bestens versorgt sei. „Wir haben sogar zwei ehemalige Schützenköniginnen dabei“, erzählt Mannheim und deutet auf Michaela Reif und Petra Riehl. „Ich bin in jeder Hinsicht stolz auf die ,Küken““, sagt Inge Becker schmunzelnd, „als die 1995 anfingen, haben die nur so ein bisschen rumgewedelt. Und heute …“

Heute sind sie sehr gefragt. Gerade erst liegen Auftritte in Fachbach und Eitelborn hinter ihnen. Aber jetzt muss erst einmal der Tanz für die nächste Session einstudiert werden. „Fangen wir rechts oder links an?“, fragt Margit Potisch. „Mit welchem Arm geht es los?“, erkundigt sich Sabine Lecnek. Die Melodie setzt ein. Um welche es sich handelt, darf hier nicht verraten werden. „Das ist alles noch geheim“, heißt es im Chor. „Ja, nach Ostern geht es immer los“, erzählt Andrea Opitz, „dann denken wir über das Thema, die Musik und die Ideen für den nächsten Tanz nach. Musik und Kostüme stehen, wir haben sogar schon die Stoffe ausgesucht.“ Mehr verrät sie allerdings nicht. „Im vergangenen Jahr hatten wir das Schlussbild erst auf den letzten Drücker“, sagt Michaela Reif, „bis Dezember muss dieses Mal alles stehen.“

Die Kostüme werden selbstverständlich selbst genäht. „Und die Mädels bezahlen sie auch noch selbst“, fügt Opitz an. Vor drei Jahren kam sie hinzu, die Einzige, die nicht aus Rübenach kommt. Aber auch der Weg aus Andernach ist ihr für diesen Spaß nicht zu weit. Und der geht schon wieder weiter. Knien, hinstellen, dann macht sie die Musik schon wieder aus. „Was war denn falsch, möchten wir wissen?“ „Alles“, sagt Michaela Reif lachend. Die Trainerin zählt wieder neu an. „So  und jetzt in die Diagonale gehen“, sagt sie, „du einen Schritt, du zwei, die anderen bleiben stehen.“ Strecken, Wechselschritt, mit den Fingern schnippen. Lässt sich alles ganz gut an. „Nochmal“, verkündet Andrea Opitz. „Anja, du gehst jetzt los mit Öffnen.“

„Ich habe ja noch die Hoffnung, dass aus dieser Gruppe einmal ein Möhnenpaar kommt“, meint Inge Becker beim Zuschauen, „das hat aber noch Zeit. Wenn es jetzt schon so weit wäre, würde die ganze Truppe auseinander gerissen.“ Und das wäre schade. „Ja, denn wir sind eine tolle Gemeinschaft“, sagt Andrea Opitz, „es herrscht immer eine lockere Atmosphäre, und es gibt keinen übertriebenen Ehrgeiz.“ „Geselligkeit wird bei uns groß geschrieben“, betont Michaela Reif. Man geht wandern, isst zusammen Spargel, unternimmt Tagesausflüge und sogar eine Fahrt mit dem Planwagen.

Andrea Opitz zählt bis acht. „Jetzt noch mal mit Musik, danach machen wir eine Hebung.“ „Inge, bau schon mal das Fallnetz auf“, heißt es lachend in Richtung von Inge Becker. Sabine Lecnek hüpft wieder auf ihre Stelle. Alle heben einen Arm. „Was mache ich jetzt mit dem anderen?“, fragt Petra Riehl, „kommt der nach vorne oder nach hinten?“ „Die Feinheiten kommen doch erst zum Schluss“, scherzt Inge Becker. „Bei ,acht“ macht ihr eine Faust“, verlangt die Trainerin. „Nach innen?“, fragt Irene Klass. „Also, noch mal trocken alles“, sagt Opitz. Birgit Theis kommt kurz aus dem Tritt. „Immer daran denken, die Hüfte kommt in die Richtung, in die man hin will“, heißt es. „Da kriegt man ja einen Hüftschaden“, findet Margit Potisch. Dann wieder alles mit Musik. „Das ist ein bisschen wie im Kasperletheater“, sagt Inge Becker lachend. Jetzt aber äußerste Konzentration für die Hebeübung. Die erste Reihe geht in die Hocke, vier Damen dahinter steigen auf. Es wackelt, hält aber. Das Gleiche dann noch einmal zu dritt, dann das Schlussbild. „Anja, geh etwas zurück, du stehst genau auf einer Stelle, wo es weh tut“, ächzt Irene Klass. Es fällt schwer, ernst zu bleiben. Der größte Spaß für sie selbst war der diesjährige Karneval. „Ja, der bayrische Tanz in Lederhosen“, erzählt Annette Kreuter, „erst sind wir im Schlafanzug aufgetreten, haben uns dann aber während des Tanzes umgezogen. Da gab“s Gesichter …“

Der nächste Tanz soll noch eine Steigerung bringen. „Das versuchen wir jedes Jahr“, sagt Michaela Reif, „es ist aber ganz schön schwierig.“ „Das stimmt“, meint Andrea Opitz, „wenn ich zwei Wünsche frei hätte, sollten die Mädels noch zehn Jahre so fit bleiben und der Tanz wäre bald fertig.“

Rhein Zeitung – 30.06.2005

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